Berufung des Mose

2. Mose 3, 1 - 4, 17

 

Das Volk Israel ist nun seit 400 Jahren in Ägypten. Es ist ein großes Volk geworden. Aber die Ägypter unterdrücken sie immer mehr. Sie sind Sklaven, die in der großen Hitze Ziegel herstellen müssen. Wenn sie eine Pause machen, werden sie von einem Oberaufseher geschlagen. Ihre kleinen Söhne werden von Soldaten getötet. Aber Mose wird gerettet und wächst am Hof des Pharao auf. Als er sieht, wie ein Israelit geschlagen wird, erschlägt Mose den Ägypter. Dann flieht Mose in die Wüste. Dort ist er Hirte. Er heiratet Zippora und sie bekommen zwei Söhne. Dann stirbt der Pharao in Ägypten. Die Israeliten seufzen und schreien in ihrer Not zu Gott.

Mose hütet gerade Schafe in der Nähe des Berges Horeb. Da sieht er einen Dornbusch, der brennt. Mose wundert sich: Warum verbrennt der Busch nicht? Da geht er hin und will sich das Geheimnis ansehen. Plötzlich hört er eine Stimme aus dem Busch:

 „Mose, Mose!“ Mose antwortet: „Hier bin ich.“ Gott spricht: „Tritt nicht näher, ziehe deine Schuhe aus, denn der Ort, auf dem zu stehst, gehört mir!“ Gott redet weiter: „Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs.“ Da verhüllt Mose sein Gesicht, weil er sich fürchtet, Gott anzuschauen.

Er hört Gottes Stimme: „Ich habe das Elend meines Volkes in Ägypten gesehen und ihr Geschrei gehört. Ich will sie aus der Hand der Ägypter retten und sie herausführen in ein großes Land, in dem viel Gutes wächst. Mose, dazu brauche ich dich. Ich will dich zum Pharao senden, damit du mein Volk aus Ägypten führst.“

Mose sagt: „Ich? Wer bin ich denn? Ich bin ein Mörder. Außerdem habe ich eine Frau und zwei Kinder. Ich kann nicht zurück nach Ägypten!“

Gott spricht weiter: „Mose, ich werde mit dir sein! Ich gebe dir ein Zeichen: Du wirst mit dem Volk aus Ägypten ausziehen und dann werdet ihr hier auf dem Berg zu mir beten.“

Mose fragt: „Sie werden mir nicht glauben! Wie heißt Du denn?“ Gott antwortet: „Ich bin für euch da! Ich bin euer Gott.“ Mose sagt: „Aber ich kann nicht gut reden.“ Da fragt Gott: „Wer gibt dem Menschen die Sprache? Ich, Gott. Und jetzt geh, Mose, ich bin mit dir und sage dir, was du reden sollst.“ „Nein!“ ruft Mose. „Schick einen anderen.“ Da hört er Gottes gewaltige Stimme: „Dein Bruder Aaron kann gut reden. Der begleitet dich! Und nimm diesen Stab in deine Hand, mit dem kannst du Zeichen tun.“

Auszug aus Ägypten und Passah

2. Mose 7, 1 - 12, 28

 

Mose geht zusammen mit seinem Bruder Aaron zum Pharao. Sie bitten ihn: „Lass unser Volk ziehen!“ Aber der Pharao sagt: Nein, ich lasse die vielen guten Arbeitskräfte nicht gehen.“ Da schickt Gott viele Plagen, damit der Pharao weich werden soll: Wasser wird zu Blut, Heuschrecken und Frösche überfluten das Land, es wird drei Tage ganz dunkel…Aber der Pharao bleibt hart.

Gott sagt zu Mose: „Eine Plage will ich noch über den Pharao und Ägypten kommen lassen. Dann wird er euch wegziehen lassen. Um Mitternacht werde ich durch Ägyptenland gehen und alle erstgeborenen Menschen und Tiere töten, angefangen vom Pharao bis zum Sohn der Magd. Es wird ein großes Geschrei geben. Aber euch Israeliten werde ich verschonen. Jeder Hausvater soll ein einjähriges, männliches Lamm, ohne Fehler, nehmen und es schlachten. Das Blut sollt ihr an beide Pfosten an der Tür und an die obere Schwelle streichen. Das Fleisch sollt ihr am Feuer braten und in der Nacht mit bitteren Kräutern essen. Dabei sollt ihr schon reisefertig angezogen sein. In der Nacht kommt dann der Todesengel. An den Türen mit Blut wird er vorbeigehen, d.h. Passah. Aber bei den Ägyptern wird jede Erstgeburt getötet.“

Mose sagt das dem Volk und sie bereiten das Passah vor. Sie backen Brot ohne Hefe, ungesäuertes Brot, weil sie nicht viel Zeit haben. Sie schlachten die Lämmer und bestreichen die Türrahmen mit dem Blut. Sie braten das Fleisch am Feuer. Sie essen es zusammen mit bitteren Kräutern und erinnern sich an die bittere Zeit in Ägypten, die bald zu Ende sein wird. Sie vertrauen Gott und beten ihn an, weil er sie befreien will.

In der Nacht werden Mose und Aaron zum Palast gerufen. Es ist ein großes Geschrei in allen Häusern in Ägypten, auch der Sohn des Pharao ist gestorben. Der Pharao befiehlt: „Ihr Israeliten, zieht weg aus meinem Volk! Geht und dient eurem Gott. Nehmt auch eure Tiere mit und bittet euren Gott um einen Segen für mich.“ Die Ägypter drängen und treiben die Israeliten aus dem Lande. Diese sind reisefertig und ziehen aus. Es wird ein sehr langer Zug aus jungen und alten Menschen, mit viel Gepäck und vielen Tieren.

Das Volk in der Wüste

2. Mose 16, 1-35

 

Die vielen Menschen des Volkes Israel sind nun frei. Die Ägypter wollten sie nochmals zurückholen, aber Gott bahnte den Israeliten einen Weg durch das Schilfmeer. Die Ägypter ertranken im Schilfmeer. Nun ist das Volk in der Wüste. In der Oase Elim genießen sie frisches, kühles Wasser. Die Buben und Mädchen klettern auf Palmen und pflücken Datteln. Alle haben genug zu essen und zu trinken. Sie sind froh und sie danken Gott mit einem Lied: „Danket, danket dem Herrn, denn er ist unser Befreier.“

Viele gehen zu Mose und sagen: „Du hast uns in die Freiheit geführt. Wir danken dir dafür!“ Mose antwortet: „Dankt nicht mir. Dankt Gott!“

Sie brechen wieder auf. Eine Zeitlang finden die Ziegen und Schafe genug Gräser und Sträucher. Dann wird das Grün immer spärlicher. Alles ist braun, gelb und schwarz. Spitzige Steine bedecken den Boden. Sie müssen immer wieder Pause machen, weil das Tragen der Kinder und Alten, der Lebensmittel und Kleider schwer ist. Und tagsüber ist es heiß, nachts wird es schnell kalt. Nach einigen Tagen sind die Essensvorräte aufgebraucht. „Mutter, ich habe Hunger!“, so sagen viele Kinder. Aber die Tiere geben keine Milch mehr. Nun kommen viele zu Mose und beklagen sich: „In Ägypten mussten wir hart arbeiten. Aber da hatten wir genug zu essen. Warum hast du uns aus Ägypten geführt? Sollen wir hier in der Wüste sterben?“

Mose fragt: „Hat uns Gott nicht geholfen, als wir weggezogen sind? Hat er uns nicht am Schilfmeer geholfen? Vertraut Gott!“

Nach einer Weile rufen die Kinder: „Vögel kommen!“ Viele Wachteln kommen angeflogen. Sie lassen sich mitten im Lager nieder. Die Israeliten müssen nur noch die Hände ausstrecken, um sie zu fangen. Dann suchen sie Holz zusammen und machen Feuer. Am Feuer braten sie die Wachteln und essen sie.

Am nächsten Morgen, als die Ersten aus den Zelten kriechen, sehen sie weiße Körner auf dem Boden. Sie fragen: „Man hu? Was ist das?“ Sie probieren. Es schmeckt gut, ähnlich wie Honigbrot. Viele sammeln die Körner ein und alle essen sich satt. Sie sagen zu den weißen Körnern: Manna.

Viele wollen für morgen und übermorgen Körner einsammeln. Aber Mose sagt: „Sammelt nur so viel, wie ihr an einem Tag braucht.“ Wer mehr sammelt, dessen Manna stinkt am nächsten Morgen. Jeden Morgen liegt frisches Manna auf dem Boden. Sie merken: Gott versorgt uns auch in der Wüste.

Die Zehn Gebote

2. Mose 19 und 20

 

Das Volk Israel wandert immer noch in der Wüste. Bald sind sie am Berg Horeb. Dort war der brennende Dornbusch. Da redete Gott mit Mose und sagte ihm, dass er das Volk Israel führen sollte. Als sie dort ankommen, bauen sie wieder ihre Zelte auf. Gott versorgt sie jeden Tag mit frischem Wasser und Manna. Mose sagt: „Ich gehe auf den Berg. Dort möchte mir Gott etwas sagen, das für uns alle wichtig ist. Macht euch schön, putzt das Lager. Wir feiern ein Fest, wenn ich wieder zurückkomme. Dann sage ich euch, was mir Gott gesagt hat.“ Mose geht. Manche schauen ihm nach. Er verschwindet in den Wolken.

Als er wieder kommt, strahlt sein Gesicht. Gott hat ihm gute Worte gesagt. Und Mose trägt zwei Tontafeln. Auf diesen Tafeln steht etwas.

Alle Menschen vom großen Volk Israel kommen zusammen. Sie haben sich gewaschen und schöne Kleider angezogen. Sie wollen hören, was Gott dem Mose gesagt hat. So beginnt das Fest. Mose erzählt:

 „Gott hat uns alle lieb. Er will immer mit uns sein. Er will, dass wir seine Stimme hören und ihm immer vertrauen. Er will mit uns einen Freundschaftsbund schließen. Dazu gibt er uns Gebote, sie sind wie ein Freundschaftsgeschenk. Sie handeln davon, wie wir mit Ihm und miteinander gut leben können. Diese Gebote stehen auf den Tontafeln. Ich lese sie euch vor:

 

1. Gebot: Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.

2. Gebot: Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen.

3. Gebot: Du sollst den Feiertag heiligen.

 

4. Gebot: Ehre deinen Vater und deine Mutter.

5. Gebot: Du sollst nicht töten.

6. Gebot: Du sollst nicht ehebrechen.

7. Gebot: Du sollst nicht stehlen.

8. Gebot: Du sollst nichts Falsches über deinen Mitmenschen reden.

9. Gebot: Du sollst nicht haben wollen, was dein Mitmensch an Besitz hat.

10. Gebot: Du sollst deinem Mitmenschen keine Menschen wegnehmen.“

 

Mose macht eine Pause. Dann sagt er: „Es sind zehn Gebote. Und jeder von euch hat zehn Finger. So könnt ihr jedes abzählen. Ich sage sie euch nochmals vor, und ihr sagt sie nach.“

Und sie sprachen die Gebote nach und freuten sich.