Die Arbeiter im Weinberg

Matthäus 20, 1-16

 

Also heute haben wir ein Wunder erlebt, anders kann ich das gar nicht sagen. Angefangen hat es wie alle Tage vorher. Wir haben uns morgens getroffen und sind losgezogen. Vielleicht nimmt uns heute einer, haben wir gedacht, irgendwer muss doch Arbeit für uns haben. „Ich habe schon genug Leute“, hat der erste gesagt, und das Hoftor zugeschlagen. Der zweite hat uns erst gar nicht aufgemacht. „Was könnt ihr?“, hat er uns durch das Tor gefragt. „Alles“, haben wir gesagt. „Also Ungelernte“, sagte er. „Faulenzer kann ich nicht gebrauchen!“ So ging das den ganzen Morgen. Zuerst nichts, dann wieder nichts. Ich kann euch sagen, wie ich da so vor mich hin gegangen bin, hab ich gedacht: „Unnütz, nichts als unnütz bist du.“

Zum Glück sind mir da meine Frau und meine zwei Kinder eingefallen. Die haben Hunger. Und ich will nicht wieder ohne Geld heimkommen. Und so bin ich wie von selbst zum Marktplatz gekommen.

Da ist dann einer gekommen, der hat gesagt: „Was faulenzt ihr da so herum und schlagt dem Herrgott die Zeit tot? Kommt lieber mit und schafft was!“ Ich muß sagen: ich hab' mich ganz schön geärgert. Uns auf den Arm nehmen, mit Arbeit, nachmittags um fünf!

Aber mit der Zeit haben wir dann doch gemerkt, dass er es ernst meinte und sind mitgegangen.

 „Eine Stunde Arbeit und Verdienst in drei Tagen ist immerhin besser als nichts“, haben wir gedacht! Und so haben wir dann in seinem Weinberg gearbeitet. Es waren viele andere da, die waren ganz schön abgeschafft. Kaum hatten wir angefangen, war auch schon Schluss. „Schade!“, haben wir gedacht. Der Boss - der mit den feinen Kleidern, hat uns dann den Lohn ausbezahlt. „Viel kann's ja nicht sein“, hab' ich gedacht.

Aber dann habe ich die Lohntüte aufgemacht! Und gedacht: „Ich seh nicht recht. Ein ganzer Tageslohn!“ Ich bin schnell zu den anderen gelaufen. Und was denkt ihr? Bei denen war's genauso! Da haben wir gewußt: So viel irren auf einmal kann sich einer gar nicht. Wir haben gemerkt: Das ist Absicht! Ich hab' an meine Frau und an meine zwei Kinder gedacht und hab' dabei ein Gefühl gehabt wie Weihnachten, Ostern und Geburtstag auf einmal.

Die anderen, die die ganze Zeit da waren, haben das natürlich mitgekriegt und rumgemotzt, das sei ungerecht. Aber, Leute, da ist für mich ein Wunder passiert, müsst ihr wissen! Da war einer, der hat genau gewusst, was ich zum Leben brauche. Und das hat er mir gegeben.

Jedenfalls geh' ich da morgen früh wieder hin.

Zehn Aussätzige

Lukas 17, 11-19

 

Jesus ging von Ort zu Ort, um den Menschen von Gott zu erzählen. Überall stellten die Menschen ihm Fragen, wie sie leben sollten, damit es Gott gefällt. Als Antwort erzählte Jesus ihnen Geschichten. Dadurch konnten sie dann verstehen, wie es richtig ist zu handeln.

Gerade war Jesus auf dem Weg nach Jerusalem. Er wanderte durch Samarien und Galiläa. Da kam er in ein Dorf und sah von weitem zehn Männer. Als er näher auf sie zuging, bemerkte er, dass sie sehr krank waren. Sie hatten am ganzen Körper einen Ausschlag und ihre Gesichter waren mit Tüchern verhüllt. Sie knieten vor Jesus nieder und baten ihn um Hilfe: „Niemand will etwas mit uns zu tun haben. Die anderen Menschen fürchten sich davor, von uns angesteckt zu werden. Bitte mach uns wieder gesund!“

Jesus hatte Mitleid mit den Männern. Er versprach ihnen zu helfen. Sie sollten nicht länger aussätzig bleiben. Daher sprach er zu ihnen: „Geht zum Tempel und zeigt euch den Priestern!“ Diese konnten dann sehen, dass die zuvor noch Kranken auf dem Weg dorthin wieder gesund geworden waren. Überglücklich, nicht mehr versteckt leben zu müssen, gingen sie nach Hause.

Nur einer von ihnen, ein Samariter, hatte auch daran gedacht, sich bei Jesus zu bedanken. Die anderen neun hatten nicht verstanden, dass es nicht nur wichtig war, von Jesus gesund gemacht zu werden, sondern auch zu ihm zu gehören und dankbar zu sein.

Jesus sagte zu dem Samariter: „Nur du hast dich so verhalten wie es Gott gefällt. Dein richtiger Glaube hat dir geholfen!“

 

Ein kleiner Mann im hohen Baum

Lukas 19, 1-10

 

Jericho - das war eine große Stadt. Und diese Stadt war von einer hohen Mauer umgeben. Gleich neben dem Stadttor lebte ein Mann. Er hieß Zachäus und war der oberste Zöllner. Er durfte von jedem Geld verlangen, der durch das Tor in die Stadt hinein ging. Zachäus verlangte aber immer viel mehr, als ihm erlaubt war. Die Leute schimpften über ihn. Einer sagte: „Zachäus ist ein gemeiner Kerl, er hat mir schon wieder zu viel Zoll abgenommen!“ Ein anderer regte sich auf: „Mir auch. Aber er hat so viel Macht. Wir müssen eben zahlen.“ Dadurch, dass Zachäus immer so viel Zoll verlangte, wurde er sehr reich. Aber niemand mochte ihn.

Eines Tages kam Jesus in die Stadt. Alle Leute wollten ihn sehen und hören. Sie liefen auf die Straße und warteten auf ihn. Viele wollten Jesus zu sich einladen. Manche riefen: „Hallo, Jesus. Möchtest du zu uns kommen?“ Andere sagten zu ihm: „Wir würden dich gerne zum Essen einladen!“

Zachäus bekam die Aufregung in der Stadt mit. Auch er wollte Jesus einmal sehen. Leider war Zachäus aber recht klein. Am Straßenrand waren schon viele vor ihm. Er stand hinter all den Menschen und konnte überhaupt nichts sehen. In der Nähe war ein hoher Baum. Zachäus dachte: „Wenn ich da hinauf klettere, werde ich Jesus gut sehen können.“

Jesus kam an dem Baum vorbei. Er fragte die Menschen: „Wer ist der Mann dort oben im Baum?“ Sie sagten: „Das ist Zachäus, der Zöllner. Ein gemeiner Kerl, der uns immer zu viel Geld abnimmt.“

Jesus ging zu dem Baum und rief hinauf: „Zachäus, komm herunter! Ich möchte heute dein Gast sein!“ Zachäus war überrascht und rutschte schnell den Baumstamm herunter. Er war aufgeregt und freute sich, dass Jesus ausgerechnet zu ihm kommen wollte.

Die Leute wunderten sich, und einer sagte: „Was? Zu diesem Sünder möchte Jesus nach Hause gehen?“ Ein anderer regte sich auf: „Warum geht er zu diesem Gauner? Meine Einladung hat er nicht angenommen!“

Zu Hause sagte Zachäus: „Jesus, mir wurde durch deinen Besuch klar, dass es falsch war, was ich getan habe. Aber ich möchte es wieder gut machen.“ Darauf gingen die beiden vor das Haus. Zachäus sagte zu den Menschen: „Es tut mir leid, dass ich so gemein war und euch zu viel Geld abgenommen habe.“ Er gab den zu viel bezahlten Zoll an die Leute zurück und verteilte die Hälfte seines ganzen Geldes an die Armen.

Der blinde Bartimäus

Markus 10, 46-52

 

Es ist früh am Morgen und in der Palmenstadt Jericho ist noch alles still. Nur wenige Leute sind auf der Straße. Einer von ihnen ist Bartimäus. Er ist blind. Er tastet sich den Weg entlang zum Stadttor. Vor dem Stadttor setzt er sich auf die Erde, rührt sich nicht und horcht, ob jemand vorbeikommt. Wenn er Schritte hört, streckt er die Hand aus und ruft: „Habt Erbarmen mit mir!“ Doch es sind nicht viele Leute, die für den Bettler etwas übrig haben.

In diesen Tagen laufen viele Menschen durch die Straßen der Stadt. Sie gehen alle nach Jerusalem und feiern dort das Passahfest. Wie gerne wäre Bartimäus auch einmal dabei; doch niemand nimmt ihn mit.

Viele Leute drängen sich an Bartimäus vorbei. „Was ist los?“, fragt er einen Vorbeigehenden. Dieser bückt sich zu dem Blinden und antwortet: „Jesus kommt hier vorbei!“ Bartimäus horcht auf: Jesus von Nazareth? Ist das nicht der, der schon vielen Menschen geholfen hat? Sicherlich kann er auch mir helfen. Er lauscht, damit er Jesus nicht verpasst.

Als Jesus nahe bei Bartimäus ist, nimmt er alle Kraft zusammen und ruft: „Jesus, du bist der Sohn Davids; bitte hilf mir!“ Doch die Leute um ihn herum schimpfen: „Sei still! Halte deinen Mund! Jesus hat keine Zeit für dich.“ Bartimäus hört nicht auf die Menschen, sondern schreit noch lauter: „Jesus, du Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir!“

Plötzlich ist es still. Jesus hat das Schreien gehört. Bartimäus spürt, dass alle auf ihn schauen. „Freue dich! Jesus ruft nach dir. Steh auf!“, sagt einer aus der Menschenmenge zu ihm. Da steht Bartimäus auf, wirft seinen Mantel weg und tastet sich durch die Menge.

Plötzlich bleibt er stehen. Er spürt, dass er direkt vor Jesus steht. Er hört Jesus: „Was willst du? Was kann ich für dich tun?“ Bartimäus weiß, dieser Stimme kann er vertrauen. Er wird ruhig und antwortet: „Herr, ich möchte wieder sehen können.“ Seinen größten Wunsch hat er Jesus gesagt. Jesus schaut den Blinden freundlich an und spricht: „Bartimäus, gehe hin. Dein Vertrauen zu mir hat dich geheilt.“

Ganz langsam wird es immer heller für Bartimäus. Er spürt wie Licht in seine Augen fällt. Er erkennt auf einmal die Umrisse eines Gesichtes. Es wird immer deutlicher für ihn, bis er ganz in das Gesicht Jesu blickt. Er kann wieder sehen.

Ohne lange zu überlegen lässt Bartimäus alles stehen und liegen und geht mit Jesus und seinen Jüngern nach Jerusalem.