Der geliehene Glaube

Markus 2, 1-12

 

„Eine Milde Gabe!“ schreit der Lahme. Er kann nicht arbeiten. Deshalb bettelt er die Menschen an. Und manchmal beschimpft er sie auch. Weil es ihnen gut geht und sie trotzdem nur ein paar Cent für ihn haben.

Einmal hat der Rabbi zu ihm gesagt: „Schäm dich! Gott wird dich für dein loses Mundwerk noch bestrafen!“ Aber der Lahme hat nur geantwortet: „Gott? Der kümmert sich nicht um mich. Der ist für die Frommen da. Aber nach mir fragt er nicht. Und ich nicht nach ihm.“

Der Lahme hat nur wenig Freunde. Kein Wunder. Ein paar Freunde kommen jeden Tag vorbei und versorgen ihn mit dem Nötigsten. Einmal erzählt einer der Freunde: „Heute ist ein neuer Rabbi in unsere Stadt gekommen. Jesus heißt er. Der kann reden, sage ich euch! Und ausserdem hat er schon Kranke geheilt.“ Aber der Lahme mault nur: „Der Jesus kann mir gestohlen bleiben. Der hilft mir doch auch nicht.“

Am nächsten Mittag kommen die Freunde wieder zum Lahmen. Sie packen die Enden des Tragetuches und tragen den Lahmen zu dem Haus, in dem sich Jesus aufhält. Viele Menschen sind schon da. Es ist unmöglich, durch die Tür ins Haus zu kommen. „Kehrt wieder um“, sagte der Lahme, „Ihr seht: Gott kümmert sich wirklich nicht um mich. Gott hält sich fern von denen, die ihn mißachten.“

Aber denkste! Die Freunde schleppen den Lahmen über die Außentreppe auf das Flachdach hoch. Dann hacken sie das Lehmdach auf. Sie knüpfen Seile an das Tuch und lassen den Lahmen ins Haus hinunter, gerade vor die Füße Jesu. Jesus schüttelt den Kopf, lächelt und schaut hinauf zu den Männern. „Ihr habt Ideen“, sagt er, „für euch gibt es wohl kein Hindernis, wenn ihr eurem Freund helfen wollt. So hilfsbereit sind gewöhnlich nur Menschen, die Gott zutrauen, dass er helfen kann.“ Jesus fühlt die Verbitterung des Lahmen. Er sagt zu ihm: „Gott hat dich gern. Auch du gehörst zu ihm. Und er zu dir. Deine Sünden sind dir vergeben.“ Der Lahme schweigt. Er sieht nur Jesus an, der ihm zulächelt. Und der Lahme lächelt zurück. Zum ersten Mal seit vielen Jahren. Dann sagt Jesus zu dem Lahmen: „Steh auf, nimm dein Tuch und geh nach Hause.“ Der Lahme schüttelt den Kopf und zeigt auf seine gelähmten Füße. Aber Jesus nickt ihm zu. Und da probiert er es und taumelnd steht er auf. „Eine Wunder!“ stammelt eine Frau. Ein anderer flüstert: „Das geht nicht mit rechten Dingen zu!“ Alle reden durcheinander, während sie den Lahmen und seine Freunde durch die Gassen nach Hause begleiten.

Jesus betet zu seinem Vater

Matthäus 6, 9-13

 

Vater unser im Himmel!

geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme,

Dein Wille geschehe,

wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

 

Gott sorgt für uns

Matthäus 6, 1-34

 

„Papa, Papa, heute haben wir in der Schule darüber gesprochen, wie schlecht es vielen Menschen auf dieser Welt geht. Da sind Kriege und ganz viele Menschen haben fast nichts zum Essen oder zum Anziehen!“ „Das stimmt und ist schlimm. Es geht nicht allen Menschen so gut wie uns.“ „Du Papa, ich habe echt Angst. Was ist wenn wir mal nicht mehr genug zum Essen haben und es uns auch so schlecht geht ...“

„Da hat der Herr Jesus auch einmal etwas dazu erzählt. Warte mal, ich muss es nur noch kurz in der Bibel suchen. Ah ja, da. In Matthäus 6 steht nämlich:

Sorget euch nicht um euren Lebensunterhalt, um Essen, Trinken und Kleidung. Leben bedeutet mehr als nur Essen und Trinken und der Mensch ist mehr als seine Kleidung. Seht euch die Vögel an! Sie sähen nichts, sie ernten nichts und sammeln auch keine Vorräte. Euer Vater im Himmel versorgt sie. Meint ihr nicht, dass er sich um euch noch viel mehr kümmert? Und wenn ihr euch noch so viel sorgt, könnt ihr euer Leben auch nicht um einen Augenblick verlängern.

Weshalb macht ihr euch so viele Sorgen um die Kleidung? Seht euch die Blumen auf den Wiesen an! Sie arbeiten nicht und kümmern sich auch nicht um ihre Kleidung. Doch selbst König Salomo war in  seiner ganzen  Herrlichkeit nicht so schön gekleidet wie irgendeine dieser Blumen. Deshalb sorgt euch nicht um die Zukunft! Es ist genug, wenn jeder Tag seine eigenen Lasten hat. Gott wird morgen für euch sorgen!“

„Also wenn das so ist, dann möchte ich lieber ein Vogel oder eine Blume sein. Wenn Gott die so gut versorgt!“ „Ich glaube Du hast nicht richtig aufgepasst! Der Herr Jesus hat doch gesagt, dass wir Menschen Gott doch noch viel wichtiger sind als die Tiere und die Pflanzen. Und wenn ER auf die schon aufpasst, dann noch viel mehr auf uns!“

„Da bin ich aber beruhigt. Das ist ja echt stark von Gott! Aber wenn uns Gott so gut versorgt, warum arbeitest Du denn dann überhaupt noch Papa?“

„Ja so einfach ist es dann auch wieder nicht. Wir müssen schon auch unseren Teil tun. Aber wenn mal Probleme kommen, dann dürfen wir unsere Sorgen zu Jesus bringen. Da gibt es auch einen ganz schönen Vers in der Bibel. Denn können wir ja auswendig lernen!“

„Au ja. Wie heißt er denn?“ „Alle eure Sorgen werft auf Jesus, den er sorgt für euch.“

„Also wenn wir Jesus alle unsere Sorgen anvertrauen dürfen, dann muss ich ja auch keine Angst haben, ob wir morgen noch genug zu Essen haben.“

„Genau, jetzt hast Du es begriffen!“